- Horst Wagner
- 29. Juni 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Juli 2024
Informationen über mich, meine Inspiration für das Buch, wie die Idee entstanden ist und warum das Thema wichtig ist.
Über mich
Als jemand, der mitten in der Babyboom-Ära geboren wurde, reichen meine ersten Erinnerungen in eine Zeit zurück, in der die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges noch deutlich spürbar waren, aber der Optimismus für eine bessere und friedlichere Zukunft bereits überwog.
Die Zukunft der Menschheit liegt in den technologischen Errungenschaften, so oder so ähnlich dachte ich, als ich mit gerade mal acht Jahren gebannt vor unserem Schwarz-Weiß-Fernseher saß und dem ersten Menschen auf dem Mond bei seinem Spaziergang zusah.
Allerdings erkannte man auch die Ambivalenzen der Technologien. Dem Erfindungsgeist der Menschheit verdankten wir das „Gleichgewicht des Schreckens“, also die ultimative Bombe, die durch ihre Zerstörungskraft Frieden durch Abschreckung gewährleisten sollte.
Doch der Glaube an die Technik war groß und ich war stolz darauf, nach der Grundschule eine technische Ausbildung bei einem Stromversorgungsunternehmen beginnen zu können. In dieser Zeit wurde eine herausragende Ausbildung geboten, die von theoretischen Grundlagen und Allgemeinbildung bis zu handwerklichen Fähigkeiten reichte. So begann ich meine berufliche Laufbahn als Elektromonteur in einer Zeit, in der die Nachkriegsnetze angesichts des stetig steigenden Energieverbrauchs verstärkt werden mussten. In der Branche herrschte ein ungeheurer Optimismus: Stabile Wachstumsraten bei den Energieabsatzzahlen versprachen eine rosige Zukunft.
Während meiner Berufslaufbahn habe ich neben anderen, kurzfristigen Bereichen vor allem Nieder-spannungsanlagen inklusive Trafostationen und Mittelspannungs-leitungen geplant und gebaut. Später war ich für die Instandhaltung von Umspannwerken und Höchst-spannungsnetzen zuständig.
Von neuen Möglichkeiten inspiriert entschloss ich mich zu einer berufs-begleitenden Weiterbildung. So absolvierte ich das Fachhochschul-studium, das sich aus Technik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt des Technologiemanagements zusammensetzte. Dadurch konnte ich berufliche Erfahrungen auf verschiedenen Netzebenen sammeln, aber verbunden mit dem Rüstzeug des Innovations-, Projekts- und Technologiemanagements. Ich bin also darin geschult, sowohl in technischen Zusammenhängen zu denken als auch die Herausforderungen des Einsatzes und der Kombination neuer Technologien in bestehenden Systemen zu sehen.
Um auch über den beruflichen Tellerrand zu blicken, arbeitete ich 15 Jahre nebenberuflich auch als gerichtlich beeideter und zertifizierter Sachverständiger in den Fachbereichen Elektrische Niederspannungsanlagen und Hochspannungsanlagen.
Die Motivation
Immer wieder werde ich von Bekannten, Nachbarn und Verwandten gefragt, ob ich eine Energiewende für möglich halte und was dafür getan werden müsste. Welche Maßnahmen sind die richtigen und was kann jede und jeder Einzelne zum Erfolg der Energiewende beitragen? Also habe ich das getan, was ich in meinem Beruf gelernt habe: versucht, möglichst viel Wissen zusammenzutragen, um eine qualitativ hochwertige Antwort auf diese anspruchsvolle Frage geben zu können. Und bald habe ich erkannt, dass das, was wir wirklich brauchen sachkundige Köpfe mit Erfahrung und Augenmaß für das Praktikable sind. Wir benötigen einen Zusammenschluss der Vernunft, um die notwendigen Korrekturen erfolgreich umzusetzen.
Bücher, welche die Auswirkung der steigenden CO2 Emissionen auf das Weltklima hat, gibt es bereits sehr viele. Auch die apokalyptische Darstellung der Zukunft der Menschheit bei weiter steigenden Temperaturen ist oftmals dargestellt. Dafür hätte es kein Buch von mir gebraucht, dafür gibt es berufenere Experten aus der Klimaforschung. Eher mein Sachgebiet sind Lösungen technischer Natur, wie wir die fossilen Brennstoffe in den thermischen Kraftwerken durch regenerative Quellen ersetzen können. Aber es war eine andere Erkenntnis, die mich zum Schreiben dieses Buches motiviert hat. Eine neue Idee zur Gestaltung der Energienetze der Zukunft.

Denn bevor unglaubliche Summen in einen nicht benötigten Netzausbau investiert werden, nur um den zentralistischen Ansatz der Energieversorgung weiterführen zu können, sollte ein Umdenken stattfinden. Die Zukunft der Energieversorgung liegt nicht mehr in der zentralen Großerzeugung, da Energiequellen mit solchen unglaublich hohem Energiespeicherpotential wie es fossile Quellen es haben, nicht mehr geben wird. Doch besinnen wir uns zurück zu den Anfängen, erkennen wir, dass die Energieversorgung in kleinen, regionalen Einheiten als Genossenschaften begonnen hat. Und verknüpfen wir diesen Gedanken mit den heutigen technischen Möglichkeiten, dann haben wir die Lösung für unser Energieproblem gefunden.
Die Vision
Die Lösung für das Problem liegt in der Macht der Zellen, genauer, in den sogenannten Energiezellen. Diese sind ein Konzept zur dezentralen Energieversorgung, das auf dem Prinzip der zellulären Struktur basiert. Dabei wird anstelle eines zentralen großen Energieversorgers das Netz in kleinere, autarke Zellen unterteilt. Jede Zelle kann lokal Energie erzeugen, speichern und verbrauchen. Die Energie wird aus lokalen Ressourcen wie Solarenergie, Windkraft oder Biomasse erzeugt. Der erzeugte Strom wird primär innerhalb der Zelle verbraucht, wodurch Transportverluste minimiert werden.
Die Zellen sind miteinander verbunden und können bei Bedarf Energie austauschen. Dies erhöht die Versorgungssicherheit und Flexibilität des Gesamtsystems. Durch die lokale Energieerzeugung und -speicherung kann jede Zelle eine gewisse Unabhängigkeit von zentralen Netzen erreichen. Dies erhöht die Resilienz gegenüber Ausfällen oder Engpässen im zentralen Netz. Zelluläre Energienetze fördern damit den Einsatz erneuerbarer Energien und sind in der Lage die CO2-Emissionen für die Energiegewinnung bei Strom, Heizung und Mobilität innerhalb der Energiezelle auf null zu reduzieren. Die Nutzung lokaler Ressourcen vermeidet die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und reduziert den Bedarf an importierter Energie.
Moderne Technologien wie Smart Grids, IoT (Internet der Dinge) und fortschrittliche Energiemanagementsysteme ermöglichen eine effiziente Steuerung und Optimierung der Energieflüsse innerhalb und zwischen den Zellen. Das zelluläre Konzept erlaubt eine einfache Skalierbarkeit, indem neue Zellen hinzugefügt werden können, ohne das gesamte Netz umstrukturieren zu müssen. Es ist flexibel und kann sich an unterschiedliche lokale Gegebenheiten und Bedürfnisse anpassen.
In der Praxis könnte ein zelluläres Energienetz beispielsweise eine Kombination aus Haushalten, Gewerbebetrieben und öffentlichen Einrichtungen umfassen, die ihre eigenen Solaranlagen, Windräder oder Blockheizkraftwerke betreiben. Überschüssige Energie kann gespeichert oder an benachbarte Zellen weitergegeben werden. Diese Struktur unterstützt eine nachhaltige, stabile und effiziente Energieversorgung und trägt wesentlich zur Energiewende bei.
Die Zielgruppe
Die Zielgruppe dieses Buches ist die interessierte Öffentlichkeit, speziell die breite Mittelschicht der Bevölkerung, die Orientierung in dieser Thematik sucht. Es geht darum, jeder und jedem Einzelnen aufzuzeigen, welchen Beitrag sie und er leisten kann und welche Änderungen und Investitionen in der aktuellen Situation sinnvoll sind. Immer wieder stoßen wir auf Fragen, die von Expertinnen oder Politikern widersprüchlich oder unzureichend beantwortet werden. Kaum wird eine Lösung skizziert, taucht eine gegensätzliche Meinung auf, selbst ernannte Experten üben vernichtende Kritik oder bringen hochkomplexe neue Technologien ins Spiel. Bis hin zu populistischem Unsinn vermischen sich derzeit im Kontext der Klimakatastrophe alle Aspekte zu einem undurchsichtigen Gemenge. Dies führt zu Verwirrung und Unsicherheit bei genau jener Schicht der Gesellschaft, die zwar keine Experten sind, jedoch die Notwendigkeit und Dringlichkeit des Handelns erkannt haben und letztlich den erforderlichen Wandel finanziell und strukturell mittragen müssen.
Aus meiner Erfahrung heraus ist meine Zielgruppe durchaus offen für überzeugende Argumente und bereit, Maßnahmen mitzutragen, auch wenn sie tiefgreifend sind und möglicherweise hohe Investitionen erfordern. Viele Menschen sind gewillt, entsprechend ihren Fähigkeiten und finanziellen Möglichkeiten aktiv zu werden.
Das Buch
Dieses Buch wurde als Sachbuch konzipiert, da es Fakten, technische, organisatorische und strukturelle Abhandlungen präsentiert. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass mein Schwerpunkt auf der Veränderung der Energieversorgung durch technische Innovationen liegt. Andere Bereiche, die aufgrund ihrer negativen CO2-Bilanz ebenfalls dringend einer Veränderung bedürfen, wie Landwirtschaft, industrielle Verfahren, Gebäudesanierung und Abfallwirtschaft, erfordern eine separate gründliche Betrachtung, die aber in diesem Buch nicht vorgenommen wird.
Alle erforderlichen Puzzleteile für eine CO2-freie Energieversorgung, sei es in Bezug auf elektrische Energie, Wärmeversorgung oder Mobilität, liegen bereits vor uns. Sie müssen nur sorgfältig zusammengesetzt werden. Das Bild, das dann entsteht, zeigt den Plan für den umfassendsten Transformationsprozess, den die Menschheit je durchgemacht hat. Jetzt ist es an der Zeit, die Ressourcen unseres Planeten vernünftiger zu nutzen.